Trackspatz auf Weltreise

Oase Ain Essbat

Oase Ain Essbat

Wir wollen weg. Noch weiter in den Süden. Wir finden auf der Karte die Oase Ain Essebat (oder Ain Essbat, oder Ain Sebat – es gibt keine verbindlichen Schreibweisen). Nur eines finden wir auf der Karte nicht: Wege dorthin. Aber laut einem alten Reiseführer muss es dorthin gehen. Nur ein Problem lässt uns zögern: Schon für die Fahrt nach Ksar Ghilane auf der von uns gewählten Piste, die voll im militärischen Sperrgebiet liegt, hätten wir eine offizielle Erlaubnis gebraucht, und wir hatten uns durchgemogelt. Wo wir hinwollen, gibt es praktisch keinen Tourismus mehr, dafür  umsomehr Militärstützpunkte und -kontrollen. Der erste Stützpunkt liegt direkt südlich – und da wollen wir ja hin. Aber mit List, Tücke und Frechheit finden wir einen Weg um den Stützpunkt herum, auf dem wir zwar noch in Sichtweite sind, aber wir vertrauen auf die Faulheit der Soldaten, die unseretwegen wohl kaum einen Panzer ausrücken lassen werden. Und so ist es auch. Lang ist die Fahrt nicht – keine 20 km Luftlinie. Aber sie braucht doch ihre Zeit. Nicht immer ist der Streckenverlauf eindeutig. Richtig hohe Dünen gibt es nicht, aber auch kleine Hunde können beißen.

Ain Essbat

Oase Ain Essebat - Torbogen

Schließlich sehen wir die Oase schon von Weitem. Ein ungewöhnlicher Anblick, denn es gibt keinerlei Palmen, dafür viele Laubbäume. Die Oase ist keine natürliche, sondern sie ist nach der Erschließung einer Warmwasserquelle (die Pumpen stehen nahebei) künstlich angelegt worden.

Das Innere der Oase bildet ein großer sehr großzügig angelegter Campingplatz mit einem imposanten Torbogen, einer kleinen Zeltstadt und allen Einrichtungen, die man erwarten kann. Nur ist erstens alles verlassen und abgeschlossen, und zweitens sind wir wieder mal die einzigen „Gäste“. Die Oase an sich wird offenbar gepflegt, wie etliche sorgfältig verlegte Bewässerungen und Fußspuren belegen. Man steht geschützt und auf sauberem Grund, und statt der abgeschlossenen Toiletten stehen einem Millionen Tonnen Sand und eine Schaufel zur Verfügung. Leider ist der Pool leer und verdreckt.

Camp Ain Essebat

Kaum haben wir uns mit unserem feinsten Porzellan zum Nachmittagstee zu Tisch begeben, da eilt aus dem Nichts ein Berber mit ebenso verschlissenen Kleidern wie Zähnen auf uns zu und bedeutet, er möchte von uns Zigaretten. Haben wir nicht. Na, dann eben Bier oder Cola. Haben wir nicht. Dann sollen wir wenigstens sein Handy aufladen. Ein Uralt-Nokia, zu dem niemand mehr ein Kabel hat. Er auch nicht. Als letzte Möglichkeit fällt ihm ein, dass er etwas essen könnte. Haben wir auch nicht. Uns gefällt nämlich die Reihenfolge nicht. Das gefällt wiederum ihm nicht, und so trollt er sich wieder. Nichts gegen Hilfe und Geschenke. Aber nicht so.

Wieder zurück

Es regnet. Und es ist kalt. So zwischen 12 und 16 Grad sind in auch der Sahara eher nicht zum Durchbraten geeignet. Unser Reiseführer empfiehlt Chenini als sehenswertes urig in den Berg gebasteltes Dorf. Wieder durchs Sperrgebiet. Der Track führt uns auch jetzt nicht weit von Ksar Ghilane vorbei, und wir brauchen noch ein Brot. Also schauen wir noch mal rein. Der Feiertag ist vorbei. „Tot“ kann man nicht steigern? Die Oase schafft es. Im Regen. Ganze drei Quads prötteln rum, ein paar vergessene Touris flüchten in ihre Autos. Brot gibt es auch keines. Manchmal wünscht man sich, Raucher zu sein. Zigaretten gibt es nämlich. Und alte Postkarten. Nichts wie weg, hinein in die Dünen und im nassen Sand ein Plätzchen gesucht. Und drinnen in der Kabine einen heißen Tee. Hier wird uns an so einem Tag niemand stören. Klingt nach Grund zum Klagen. Haben wir nicht. Definitiv nicht: Wir dürfen durch die Welt toben und sie so erleben, wie sie ist. Wer hat schon mal in der Sahara Tee getrunken? Wer sitzt im Sturm in der Wüste im Warmen und Trockenen und hat als Sorge, ob er Internetempfang hat, um an seiner Homepage zu werkeln? Es ist vielleicht wie bei einer hochglanzpolierten Tischplatte. Soll man sie beschreiben, fallen einem zuerst die kleinen Flecken ein und auf.

Camp in den Dünen

 

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Zausel

Zausel

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Der Trackspatz guckt immer erst mal drauf, ob's sich nicht schon wieder um Werbe-Spam handelt

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Zausel
Internet in der Wüste
Wenn sich jemand wundert, wo überall wir Netzempfang haben: Wir wundern uns auch. Im Vergleich zu Deutschland ist die Abdeckung hier absolut gigantisch. Mitten in den hinterletzten Sanddünen steht uns 3G mit Vollausschlag zur Verfügung. An unserem Heimatort in Deutschland empfangen wir hingegen nicht mal anständig Radio!
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Julie
Sperrzone
Bevor da jemand denkt, wir würden da rigoros durch Sperrgebiete fahren, irrt. Das Sperrgebiet ist festgelegt und auf Landkarten verzeichnet. Seit dem Anschlag vor zwei Jahren wurde das Sperrgebiet vorübergehend ausgeweitet. Nur weiß jetzt niemand so recht, wo die Grenze nun genau verläuft.
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