Rein in die Moldau

Rein in die Moldau

Vor einigen Tagen begann ich einen Blog auch mit dem Wort „eigentlich“. Na ja, auf unserer Reise ergibt sich vieles anders als gedacht oder gar geplant.

Also: Eigentlich wollten wir Moldawien oder korrekt: Die Republik Moldau auf dem Weg von der Ukraine nach Rumänien nur kurz im Süden durchschneiden. Dann hörten und lasen wir so viel besonders über die Hauptstadt Chisinau und deren Umgebung, dass wir spontan beschlossen, dieses kleine Land näher kennenzulernen.

Kleine Anmerkung für Bildungsbürger und solche, die es werden wollen: Die Republik Moldau ist tatsächlich nach dem Fluss Moldau benannt. Aber nicht nach „der Moldau“, die man von Smetana kennt. Die fließt in und durch Tschechien. Die Moldau-Moldau hingegen fließt in und durch Rumänien. Nur in Rumänien. Moldau wird von der Moldau nirgends auch nur benetzt. Alles klar?

Kommend vom ukrainischen Teil des Donaudeltas, nahmen wir aber wieder mal nicht den nächsten Grenzübergang bei Reni, denn dies ist der meistfrequentierte und bedient auch den Direkttransit nach Rumänien. Es war Freitagnachmittag, und das wollten wir uns nicht antun. Man hört ja so viele Schauergeschichten … Also eine Station weiter nördlich. Bolgrad. Wir fuhren nach Karte. Garmin hatte schon aufgesteckt. Vor der Grenze, die nur noch wenige hundert Meter entfernt sein konnte, kein einziges Hinweisschild zu Grenze. Nichts. Gar nichts. Und schon standen wir am Ende der Schlange. Vor uns ein Lastzug und 15 PKW. Dreizehn Moldawier, ein Rumäne und ein Russe. Es war heiß, alle Autotüren standen offen, Kinder spielten die Straße rauf und runter, Familien picknickten am Straßenrand, Fliegen summten, die Schranke ganz vorn war einfach zu. Ein Idyll wie in einem Italowestern. Das konnte ja heiter werden. Plötzlich kam Bewegung in die Sache, und binnen Sekunden waren alle in ihren Autos. Schwupps – innerhalb weniger Minuten waren nur noch zwei Autos vor der Schranke. Ein Russe und wir, Und auch wir wurden kurz danach von einer netten ukrainischen Beamtin mit einem Laufzettel versehen und zur eigentlichen Kontrolle weitergeschickt. Die meisten Autos waren schon durch. Ich meine, von einem Abkommen gelesen zu haben, das Moldawiern den Grenzübertritt erleichtert bzw. beschleunigt.

Soldatin an der Grenze aus der Ukraine

Erst ging bei uns alles problemlos. Ein Blick des Grenzers in die Kabine – mehr wollte er nicht sehen. Doch dann brachte er unsere Papiere in ein abgelegenes Büro. Wir mit hinein. Es gab offensichtlich wieder Probleme mit unserer Autozulassung, und der Typ sprach nur ukrainisch. Nach vergeblicher Kommunikation hackte er eine Viertelstunde in seine Tastatur. Dann seufzte er einmal tief und schickte uns mit unseren Papieren zur eigentlichen Passkontrolle. Da ging alles flott und reibungslos, und nach putzigen eineinhalb Stunden (die uns kürzer vorkamen) wurden wir von einer weiteren flotten Unkrainerin mit Pferdeschwanz (ist das jetzt sexistisch?) zum moldawischen Kontrollpunkt weitergeschickt. Es war spannend. Wie würden die mit uns umgehen? Touristen kennen sie dort kaum, und dann nicht mit so einem komischen Auto. Zollbestimmungen haben sie kuriose. So ist z.B. die Einfuhr von mehr als zwei Paar Schuhen pro Person verboten. Womit ich eher weniger Probleme habe. Aber jeden Fotoapparat, jedes Stück Computerhardware, Tablet, Smartphone, Filmkamera, teure Uhren usw. usw. muss man deklarieren. Geld sowieso.

Schranken an der Grenze nach Moldawien

Der Grenzer, der sich um uns kümmerte, sprach brauchbar Englisch, auch er warf lediglich einen Blick in die Kabine, gemeinsam mit einem halben Dutzend seiner Kollegen. Neugierig sind sie schon. Formulare? Deklarationen? Nichts davon. Unsere Papiere verschwanden im Büro, und es dauerte etwas. „Unser“ Grenzer wollte wissen, wohin wir in Moldawien wollten. Julie holte unseren (guten!) Reiseführer, und nun bekamen wir eine ausführliche Reiseberatung durch eben diesen Mann. Service pur. Irgendwann kam dann aber einer mit unserer Zulassung und wollte die Fahrgestellnummer sehen. Äh ….. Wo denn? Er selbst suchte hartnäckig vor dem rechten Vorderrad, ich fand die Stelle in der Anleitung vor dem rechten Hinterrad. Aber da war auch keine. Jedenfalls keine zu sehen. Über 50.000 km großenteils offroad hinterlassen ihre Spuren bzw. eine „Borke“ Eine Intensivreinigung mit Wasser und Schwamm brachte die Nummer schließlich doch zum Vorschein, alle waren glücklich und zufrieden. Julie erwarb noch für vier Euro die obligatorische Vignette, wechselte noch etwas Geld in die Landeswährung, und schon schnürten wir über moldawischen Asphalt nach Norden.