Daten & Fakten Moldawien

Daten & Fakten Moldawien

Knapp zwei Wochen lang sind wir durch Moldawien kutschiert.
Dazu ein paar Daten, wie wir Land und Leute erlebt haben. Pros und Kontras.

 

Erreichbarkeit

Fahrzeuge mit einem Deutschen Kennzeichen sieht man in Moldawien extrem selten. In der Regel fliegt man in die Hauptstadt Chişinău und mietet sich dort ein Auto.

Traut man sich doch mit dem eigenen Fahrzeug in dieses Land, wird die Reise in der Regel mit einem Besuch der Nachbarländer verbunden. Naheliegend ist Rumänien, da es vieles gibt, was diese beiden Länder verbindet.
Moldawien erreicht man nur über die zwei einzigen Nachbarländer Rumänien und Ukraine.

Wir fuhren mit unserem Expeditions-Fahrzeug von der Ukraine aus nach Moldawien. Die Ausreise erfolgte nach unserem Besuch nach Rumänien.
Aufgrund der katastrophalen Straßenzustände in der Ukraine raten wir dringend, über Rumänien einzureisen.
Die Straßenzustände in Moldawien sind mit denen in Rumänien zu vergleichen. Im Süden etwas besser, im Norden etwas schlechter.

Air Moldova

 

Visum, Fahrzeug, Einreise

Ein Visum wird nicht benötigt. Bei der Einreise wird ein unleserlicher Stempel in den Reisepass gedrückt, der eine Dreimonatige Aufenthaltsdauer erlaubt.

Auch ein Carnet de Passage wird in nicht benötigt. Das Fahrzeug wird bei der Einreise elektronisch und durch einen ebenfalls unleserlichen Stempel im Reisepass erfasst. Man sollte das Fahrzeug tunlichst auch wieder ausführen.

Stempel im Reisepass

Auch Moldawien ist im Verbund der grünen Versicherungskarte. Man sollte trotzdem prüfen, ob dieses Land auf der grünen Versicherungskarte seiner Versicherung nicht ausgeschlossen (durchkreuzt) ist. Ist dem so, hilft in der Regel Nachfragen bei der Versicherung vor der Abreise.

Horrorgeschichten, die immer noch im Internet kursieren, scheinen der Vergangenheit anzugehören. Bei uns dauerte die Ein- und Ausreise mit dem Fahrzeug jeweils etwa 30 Minuten. Bei stärkerem Verkehr kann es allerdings zu Wartezeiten kommen, bis man dran ist. Zwei Stunden sollte man im Schnitt einplanen.
Das Grenzpersonal war durchwegs sehr freundlich, tolerant und hilfsbereit.

Ein wichtiger Hinweis:
Die Einreise durch Transnistrien (ein Teil Moldawiens im Osten des Landes) sollte man tunlichst vermeiden. Dort gelten eigene Regeln. Auch wenn Moldawien in der grünen Versicherungskarte nicht durchgestrichen ist, wird sie in möglicherweise Transnistrien nicht gelten. Wenn man Transnistrien trotzdem besuchen möchte, sollte man dies ohne Fahrzeug unternehmen. Eine Bahnfahrt (Tagesausflug) von Chişinău nach Tiraspol bietet sich da an.
Eine kontrollierte Grenze trennt Transnistrien von Moldawien.

 Grenzposten Moldawien

 

Kraftstoff und Straßengebühren

Kraftstoff ist sehr billig. Der Liter Diesel kostete im August 2017 etwa 70 Eurocent.
Der Schwefelgehalt hält sich in Grenzen und befindet sich im Niveau der Balkanländer. Man kann getrost mit Euro-5 Fahrzeugen durch Moldawien reisen.

Autobahngebühren fallen nicht an. Eigentlich gibt es überhaupt keine Autobahn. Allerdings wird eine allgemeine Straßennutzungsgebühr erhoben. Eine Art Vignette, die nicht an die Scheibe geklebt wird, kann man direkt an der Grenze, oder bei verschiedenen Banken erstehen.
Die Vignette (Quittung mit Daten) wird bei Verkehrskontrollen geprüft und auf jeden Fall bei der Ausreise an der Grenze. Eine 14 Tage Vignette kostete uns 8 Euro und gilt für Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen.

 

Mobiles Internet

In Moldawien gibt es eine ganze Reihe Internet Provider, dessen Schwerpunkt aber meist auf Festnetz basiert. Für die Reise und somit als mobiles Prepaid Internet kommt eigentlich nur Orange in Frage. Das ist der größte Mobilfunkbetreiber und hat die beste Abdeckung im Land.

Die Einrichtung ist unproblematisch. Die Aktivierung erfolgt sofort.

Eine Simkarte mit 5 Gigabyte Datenvolumen (für 4 Wochen) kostete uns umgerechnet 2,50 Euro.

Orange Internet Provider

 

Politik und Sicherheit

Moldawien ist ein zerrissenes Land. Der Kern des Landes, also das eigentliche Moldawien, ist sehr friedlich, farbig und West-Europäisch. Regelrecht romantisch.
Doch es herrscht Uneinigkeit zu manchen Randgebieten der Grenzen zur Ukraine. Mit den Teilautonomen Gebieten im Süden (Gaugasien) einigte man sich bisher gütlich. Nicht so mit den östlichen Grenzgebieten, Transnistrien genannt.

Transnistrien hat sich völlig abgekoppelt und drängt nach Russland. Dazu haben sie eine bewachte Grenze aufgebaut, mit eigenen Einreisebestimmungen und Regeln, was die Einreise mit einem Fahrzeug betrifft. Verstöße gegen diese Regeln sind fatal, bis zum Verlust des Fahrzeugs.
Eine eigene Währung wurde sogar eingeführt. Die Hauptstadt ist Tiraspol.
Von Transnistrien sagt man, dass die Stimmung und Mentalität sehr düster und freudlos ist.

Davon merkt man im Kernland Moldawien allerdings nichts. Wir haben uns zu jeder Zeit völlig sicher gefühlt, nicht anders, als wie in Rumänien, Bulgarien oder Ungarn. Nie wurden wir belästigt.
Im ganzen Land bekamen wir nie etwas von irgendwelchen politischen Aktivitäten zu spüren.

Nie hatten wir Befürchtungen um unser Fahrzeug oder während unseren wilden Übernachtungen darin.

 

Menschen

Darüber haben wir bereits in einem anderen Blog berichtet.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Gastfreundschaft in diesem Land ein ausgeprägtes Merkmal ist. Die Menschen sorgen sich im Übermaß um den Gast. Und trotzdem fühlt man sich nicht gefesselt.

Etliche Menschen haben noch einen historischen Bezug zu Deutschland, die diesen auch (sprachlich) pflegen. Manchmal wird man von älteren Menschen angesprochen, die noch ein paar Brocken Deutsch können.

Die Amtssprache ist Rumänisch. Russisch wurde als zweite Amtssprache inzwischen abgeschafft.

 

Religion

Moldawien ist Christlich. Moscheen haben wir nur wenige gesehen. Nach der Wende atmete das Land förmlich auf, ihren christlichen Glauben leben zu können. Hier und da gibt es Zwist, ob nun an diesem oder jenem Platz eine Moschee oder doch eine Kirche gebaut werden soll. Zum Leidwesen der Moslems wird dann meist doch eine Kirche gebaut.

Orthodoxe Kirche Innen

Im Osten von Europa erwartet man eigentlich nur Orthodoxe Kirchen. Doch waren wir überrascht, wie viele protestantischen Freikirchen existieren. In der Hauptstadt Chişinău gibt es unzählige Baptistenkirchen. Wir besuchten eine Baptistische Kirche mit Simultanübersetzung ins Englische.
Schräg gegenüber, auf der anderen Straßenseite steht eine Kirche, die wir bereits als Mega-Church bezeichnen würden. Auf die Frage, wie viele Leute denn am Sonntag anwesend sein würden, bekamen wir als Antwort, dass aufgrund der Urlaubszeit nur wenige da sein werden. Nur so etwa 500, sonst wären es sonntäglich über 1000.

 

Landschaft

Moldawien ist ein schönes grünes Land. Spektakuläre Landschaften sucht man allerdings vergebens. Das Land ist sehr flach. Die höchste Erhebung beträgt gerade einmal 428 Meter.

Stolz ist das Land auf ihren Strand. Dieser ist allerdings nicht am Schwarzen Meer zu finden, denn Moldawien besitzt keinen Zugang zu einem Meer. Nein, dieser Strand befindet sich an einer breiten Stelle des Flusses Tyra und sieht meist recht trostlos aus. Trotz allem wird versucht, durch Restaurants und Bars das Beste davon herauszuholen.

Es gibt allerdings viele schöne Flussläufe und Heidelandschaften. Auffällig sind die vielen Trinkwasserbrunnen am Straßenrand. Einer ist schöner anzusehen, als der andere.

Flusslandschaft

 

Kultur und Sehenswertes

Museen haben wir auf unseren Reisen schon so viele gesehen, dass wir kaum noch welche besuchen.
Sehenswert sind orthodoxe Klöster. Besonders zu erwähnen ist das Höhlenkloster Orheiul Vechi. Hier hatten sich orthodoxe Mönche im 13. Jahrhundert in den steilen Klippen des Flusses Răut Höhlen geschlagen die dort ein Kloster bildeten. Das Höhlensystem soll sehr weitläufig sein, allerdings nur ein kleiner Teil ohne große Kletterei zu erreichen.

Weltweit einzigartig ist der Weinkeller in Crikova bei Chişinău. Dieser hat auch den Weg ins Guinnessbuch der Rekorde gefunden. Es ist der größte Weinkeller der Welt. 85 Kilometer lang. Unter den Hügeln fährt man mit dem Fahrzeug an unendlichen Reihen von Flaschen und Fässern vorbei. Prost.

Wie erwähnt, könnte eine Fahrt in die abtrünnige Region Transnistrien sein. Dort kann man den Geschmack der ehemaligen Sowjetrepublik schmecken. Das Fahrzeug sollte man allerdings tunlichst in Chişinău lassen und einen Tagesausflug mit der Bahn in die dortige Hauptstadt Tiraspol unternehmen.

Höhlenkloster

 

Kosten / Einkaufen

Moldawien ist für Westeuropäer ein sehr preiswertes Land. Diesel-Kraftstoff kostet 70 Eurocent pro Liter. Lebensmittel und Gastronomie sind billig. Übernachtungen ebenso. Blindlings sollte man allerdings nicht in ein x-beliebiges Hotel oder Pension absteigen, denn in einigen Gegenden orientiert man sich gerne auch an westliche Preis-Standards.

Im Großen und Ganzen benötigten wir in Moldawien etwa halb so viel Geld, wie in Deutschland.

Westeuropäische Supermärkte, wie Lidl, Spar, Netto oder Carrefour gibt es in Moldawien gar nicht. Doch in jeder markanten Stadt befinden sich lokale Supermärkte mit einem angemessenen Angebot. Marken wie Nesquik, Milka und Nutella gibt es dort auch. Es fehlt an nichts.

 

Unterkunft / Wild Camping

Hotels haben wir nicht besucht, denn wir übernachten immer in unserem Reisemobil.
Campingplätze gibt es praktisch keine. So gibt es auch keinerlei Gesetze oder Vorschriften betreffs wilden Campierens. Allerdings ist es in den vielen Feldern nicht immer einfach, ein geeignetes Plätzchen zu finden. Die Feldwege sind staubig und im Regen unbefahrbar.

Wir haben uns aber zu jederzeit sicher gefühlt. Belästigungen gab es keinerlei.

Camp am Fluss