Fatih ist der Beste!

Fatih ist der Beste!

Unlängst waren wir schon mal in der Sahara. Also, die Sahara ist ja groß, und nur zum Teil sieht sie so aus, wie man das von den Kalenderbildern her kennt. Großenteils ist sie sogar ziemlich dicht bewachsen.

Aber jetzt waren wir mal (wieder) in der „richtigen“ Sahara. Um einen herum nur Sand und Dünen und Sand … Luft ablassen aus de Reifen und den Allradantrieb mit allen Sperren einlegen, sonst kann man nach wenigen Metern schon das Auto ausgraben.

So wie wir ……………

Brunnentour in die Wüste

Um nicht von Düne zu Düne taumeln zu müssen, gibt es durchaus befahrene Pisten. Aber auch die bestehen nur aus Sand.

Wir fahren also strikt vom großen Salzsee aus nach Süden und haben als Ziel zwei Brunnen, die sich in der Nähe der algerischen Grenze befinden sollen. Manchmal ist die Piste verweht und kaum zu erkennen, aber meistens doch in etwa zu erkennen. Nur nicht immer da, wo sie laut Karte oder GPS eigentlich sein soll. Gegen fünf Uhr nachmittags suchen wir uns einen Platz, wo wir rasten und übernachten können. Die Sonne geht hier schon früh unter, und um sechs ist es schon fast duster. Und mit dem Sonnenuntergang kommt der Wind, der einem den Sand ins Gesicht und auch sonst überallhin treibt. Und Sand gibt‘s ja reichlich. Übrigens nicht vergleichbar mit dem Sand vom Ostseestrand – der dort geht im Vergleich zu dem hier ja schon Richtung Schotter. Der hiesige ist eher wie Staub und findet in jede Ritze. Und auf jeden Löffel. In jedes Auge.

Wir stehen direkt am Rand der Piste, die an dieser Stelle außergewöhnlich breit ist. Am nächsten Morgen erfahren wir, warum das so ist.

Caterpillar der Wüste

Caterpillar der Wüste

Es ist wunderbares Wetter, und wir lassen den Morgen gemütlich angehen. Den ganzen Vortag und den jetzigen Tag ist uns kein Mensch, kein Auto begegnet. Doch gegen Mittag hören wir ein tiefes Brummen, das sich nähert: Und tatsächlich kommt auf der Piste ein schwarzes Ungetüm auf uns zu: Ein großer Caterpillar-Radlader mit Planierschild. Er räumt all die Sandverwehungen aus der Piste, die sich in Tagen angehäuft haben. Und davon gibt es viele. Direkt bei uns macht er kehrt und richtet sozusagen seine „Wendestelle“ großzügig her. Darum ist es hier so breit und geschützt.

Wir winken dem Fahrer zu, sich doch zu uns zu setzen, und prompt lässt er sein Ungetüm vor sich hin tuckern und kommt in seinem grünen Arbeitsoverall und mit seinem obligatorischen Staub-Kopftuch zu uns an den Frühstückstisch, wo er sich gern einen Becher Chai-Latte einschenken lässt.

Mit einer freundlichen Selbstverständlichkeit ohnegleichen begegnet er uns, und obwohl wir nun wirklich nicht fließend französisch sprechen, entwickelt sich eine lebhafte Unterhaltung. Es ist schon erstaunlich, wieviel man mit wenigen Worten und Gesten ausdrücken kann.

Er ist beim Militär beschäftigt, also Soldat, und sein Job ist es eben, die Piste frei und befahrbar zu halten. Eigentlich dient sie nur dem Militär, das weiter im Süden – also in unserer Richtung – einen Stützpunkt unterhält, auf dem er auch stationiert ist. Bestimmt eine Stunde lang nimmt er sich Zeit, um uns stolz von seinem Leben und seiner Familie zu erzählen, und er interessiert sich auch intensiv für uns und unser Leben.

Dann muss er wieder los – zurück, also in unsere Richtung.

Fatih der Caterpillarsoldat

Durch die Sahara

Wir packen zusammen und folgen ihm nach einiger Zeit. Irgendwann überholen wir ihn – und dann verlieren wir die Piste und schlagen uns eine ganze Strecke „frei Schnauze“ durch die Sahara.

Und dann erreichen wir eben den Militärstützpunkt, wo wir natürlich angehalten werden. Verblüfft laufen mehrere Soldaten zusammen, die sich (das ist ein Grundritual) erst mal unsere Papiere zeigen lassen und kontrollieren. Vermutlich sind wir die ersten Touristen seit Monaten, die bei ihnen auftauchen.

Und dann bedauern sie, uns die Weiterfahrt untersagen zu müssen. Südlich sei alles militärisches Sperrgebiet, und wegen der Nähe zur algerischen Grenze sei es sowieso VIEL zu gefährlich für uns. Seltsam, dass das die Algerier zu unseren Bekannten vor wenigen Tagen auf ihrer Seite auch gesagt haben.

Unseres Wissens beginnt die Sperrzone auch offiziell deutlich weiter südlich.  Aber wir werden den Teufel tun und uns als deutsche Weltenbummler mit dem tunesischen Militär anlegen und fruchtlos rumdiskutieren.

Außerdem müssen wir wirklich sagen, dass wir bei allen Kontrollen – sei es durch Polizei oder Militär – stets ausgesucht freundlich behandelt wurden, ja, wir hatten wirklich immer das Gefühl, herzlich willkommen zu sein. So auch hier. Die Soldaten hatten offenbar sogar noch nach einer Möglichkeit gesucht, uns doch weiterfahren zu lassen, und bedauerten tatsächlich, dies nicht tun zu können.

Also drehten wir um.

Felix in der Sahara

Fatih

FatimaDirekt vor den Toren der Station erspähten wir eine wundervolle Dünenlandschaft, die zum Fotografieren und zum Rumtoben mit unserem Auto einlud. Was wir dann auch auskosteten.

Und schon näherte sich ein tiefes Brummen. Der Caterpillar kehrte heim. Aber er fuhr nicht ins Depot, sondern der Fahrer hatte uns inmitten der Dünen entdeckt und kurvte zu uns hinüber, sprang von seinem Gerät und wollte sich noch mal aufs herzlichste von uns verabschieden.

Und dann nahm er sein absolut wichtiges Staubtuch vom Kopf und wickelte es kunstvoll Julie um.

Und machte es ihr zum Geschenk.

Sein Name ist Fatih