Trackspatz auf Weltreise

Daten & Fakten Tunesien

Daten & Fakten Tunesien

Zwei Monate lang haben wir nun Tunesien bereist.
Dazu eine Zusammenfassung, wie wir Land und Leute erlebt haben. Pros und Kontras.

 

Erreichbarkeit

Die meisten Touristen reisen auf die Insel Djerba oder an die Ostküste. In der Regel erreicht man diese Destinationen mit dem Flugzeug. Dort gibt es aber nur Strand. Das empfinden wir nicht wirklich als Tunesien.

Mit dem Fahrzeug erreicht man Tunesien eigentlich nur per Fähre. Populär ist die Strecke Genua-Tunis. Das hat uns etwa 500 Euro gekostet. Fährverbindungen bestehen auch aus Rom und Palermo nach Tunis. Da der Kraftstoff in Italien teuer ist, lohnt sich die lange Fahrt auf der Straße nur mit kleinen Fahrzeugen.

Nachbarländer sind Libyen und Algerien. Die Grenze zwischen Marokko und Algerien ist gesperrt. Algerien zu bereisen ist schwierig. Man benötigt ein Visum und einen teuren Führer im Land. Libyen kann man aufgrund der momentanen Politischen Lage vergessen.Fähre

 

Visum, Fahrzeug und Kraftstoff

Ein Visum wird nicht benötigt. Bei der Einreise wird ein Stempel in den Reisepass gedrückt, der eine Dreimonatige Aufenthaltsdauer erlaubt.

Ein Carnet de Passage ist nicht notwendig. Das Fahrzeug wird bei der Einreise in den Reisepass eingetragen. Man sollte das Fahrzeug tunlichst auch wieder ausführen.

Auch Tunesien ist im Verbund der grünen Versicherungskarte. Jedoch ist bei den meisten Versicherungen Tunesien ausgeschlossen. Explizites Nachfragen bei der Versicherung vor der Abreise hilft manchmal.
Bei der Einreise kann man jedoch problemlos eine Versicherung abschließen. Für unser Auto schlug  dies mit 35 Euro pro Monat zu Buche. Vollkasko gibt es allerdings nicht.

Kraftstoff ist sehr billig. Der Liter Diesel kostete im April 2017 knapp 60 Eurocent.
Es gibt unglaublich viele Verkäufer an der Straße, die billigen Kraftstoff in Fässern und Kanistern anbieten. Oftmals ist diese Ware aus Algerien oder Libyen und nicht immer legal. Mit unserem Euro-5 Fahrzeug war es uns zu heikel, diese Brühe in unseren Tank zu gießen. Wir tankten immer bei Marken-Tankstellen. Der Preis an den Tankstellen ist überall gleich. In Tunesien scheint ein Einheitspreis zu gelten. Es ist also egal, wann und an welcher Tankstelle man tankt.

 

Mobiles Internet

Es gibt drei große Internet-Provider: Ooredoo, Orange und TT (Tunisie Telecom).
- Orange ist in den besiedelten Gebieten verbreitet. In den Sahara-Gegenden kaum.
- TT ist in den südlichen Gebieten und der Sahara verbreitet. Im Norden ist TT von den anderen Providern überrollt worden.
- Ooredoo war für uns die beste Lösung. Wir hatten auch in fast allen Sahara-Gegenden Empfang. Kosten: wir bezahlten 25 Euro für 15 Gigabyte Prepaid. Die Simkarte kostete nichts. Die Einrichtung war extrem einfach. Einfach Simkarte rein und fertig.

Die mobile Internet Versorgung ist in Tunesien gigantisch. Das wünscht man sich in Deutschland. Preis/Leistungsverhältnis empfinden wir in Portugal am besten. Aber dann folgt schon Tunesien. (Nachtrag: Im Hightec-Land Finnland ist es noch besser, das schlägt keiner)

 

Politik und Sicherheit

Garde NationaleIn Tunesien begann der Arabische Frühling. Und damit der Abstieg. Die Wirtschaft brach ein. Fatale Auswirkungen hatte der Terroranschlag am Strand von Sousse. Die Touristen blieben aus. Tunesien ist ein Land, dessen Wirtschaft extrem vom Tourismus abhängig ist. Das Land liegt seither am Boden und erholt sich nur sehr langsam.
Auf Djerba, der Urlaubsinsel, das Mallorca Tunesiens, sind von 133 Hotels nur noch 12 in Betrieb. Und so ähnlich sieht es im ganzen Land aus. Fast alle Campingplätze sind geschlossen und verfallen. Ebenso die Hotels. Riesige Hotels gammeln vor sich hin.

Der Terroranschlag hat dem Land sehr geschadet. Seither wird der Terrorismus hart bekämpft. Wer sich, wie wir, länger im Land aufhält und sich damit beschäftigt, erfährt, welcher Aufwand eigentlich betrieben wird. Das kostet den Staat immens viel Geld. Aber sie haben Erfolg. Man kann sich wirklich sicher fühlen. Wir haben uns in Tunesien um einiges sicherer gefühlt, als zum Beispiel in Spanien.
Der Tourist ist dem Tunesischen Staat scheinbar das höchste Heiligtum. So kommt man sich jedenfalls vor. Die Garde Nationale setzt alles daran, dass sich der Tourist frei und dennoch sicher fühlt. Sie scheut sich nicht, einen campierenden Reisenden die ganze Nacht über zu bewachen, damit er weder belästigt noch terrorisiert wird. Er soll sich sicher fühlen.
In manchen Regionen, wie zum Beispiel im Nordwesten Tunesiens (Algerische Grenze), wird das allerdings auf die Spitze getrieben. Man fühlt sich plötzlich durch die Garde Nationale belästigt. Man fühlt sich nicht mehr be- sondern überwacht. Ständig schaut man in die Gewehrläufe irgendwelcher Polizisten, Soldaten oder der Garde. Da benötigt man manchmal schon recht dicke Nerven.

 

Menschen

Die Tunesier sind ausgesprochen gastfreundlich. Die Menschen lächeln. Sie halten an und fragen, ob sie helfen können. Sie betteln nicht. Nicht mehr als in anderen Ländern auch. In stark touristisch geprägten Städten oder Gegenden sieht das allerdings anders aus. Da wird man ebenso bedrängt, wie in Marokko. Allerdings versteht der Tunesier in der Regel das Wort „nein“. Nicht so der Marokkaner.

Wird man in Marokko von einer Familie eingeladen, kann man davon ausgehen, dass sie das gezielt machen. Sie erwarten das dicke Geld der Europäer. Bei dem Tunesier ist es in der Regel tatsächliche Gastfreundschaft. Er erwartet nichts. Oftmals wurden wir in einer Art beschenkt oder mit Essen versorgt, die uns sprachlos machte.

Diese Gastfreundschaft ist allerdings für den Mitteleuropäer ungewohnt. Man wird auf Schritt und Tritt behütet. Außer auf dem Klo findet man keine Möglichkeit, mal eine Minute für sich alleine zu sein. Manchmal ist es schwierig, wenn man weiter muss, sich einfach von einer Familie zu lösen, ohne sie zu kränken. Sie verstehen nicht recht, dass man einfach auch mal für sich sein möchte.Berber

 

Religion

AllahTunesien ist ein Islamisches Land. In vielen Städten hört man alle paar Stunden den Gesang eines Muezzins aus Lautsprechern ertönen. Doch der Islam ist weit weniger ausgeprägt als z.B. in Marokko. Nur wenige Frauen tragen einen Schleier. Die meisten jungen Frauen tragen ihr Haar offen. Mit Kopftüchern wird sehr locker umgegangen. Burkas sieht man genau so wenig wie in Deutschland.

Christen gibt es sehr wenige. Protestantische Kirchen gibt es im ganzen Land vielleicht 5 Stück. Als nicht-Tunesischer Christ hat man keinerlei Probleme. Kirchen stehen an Feiertagen, wie Ostern, sogar unter besonderem Polizeischutz.
Tunesischen Bürgern wird der Zugang zu Kirchen allerdings verweigert. Manchmal wird das auch beim Besuch von Gottesdiensten kontrolliert. Einem Moslem ist es nicht erlaubt, sich vom Islam abzuwenden.
Ein Christ darf eine Moschee in der Regel auch nicht betreten.

 

Landschaft

Tunesien ist klein. Innerhalb drei Wochen hat man das ganze Land erkundet. Tunesien ist bei weitem nicht so bunt und kontrastreich wie Marokko.

Der Norden ist außergewöhnlich grün und fruchtbar. Die Sahara beginnt etwa auf dem halben Wege zu den südlichen Landesgrenzen. Fast die Hälfte des ganzen Landes besteht aus Wüste.

Ein großer Teil der südlichen Saharagebiete Tunesiens ist als Sperrzone deklariert. Das entspricht fast einem Drittel des ganzen Landes.
Es gibt mehrere Gründe für die Sperrzone. Zum einen befinden sich Ölfelder und Pipelines auf dem Gebiet, und zum anderen soll das Tunesische Militär dort aktiv sein.
Der Hauptgrund ist aber sicherlich die Angst vor Terroristischen Übergriffen aus dem Ausland. Die große Wüste ist schwierig zu überwachen, also wird sie einfach gesperrt. Die Sperrzone gilt vorrangig für Touristen. Erlaubt ist es den Touristen, mit einem bezahlten Führer die Sperrzone zu betreten. Allerdings scheint wohl jeder Tunesier ein Führer für Touristen zu sein. Als Gruppe mit entsprechenden Fahrzeugen und Ausrüstungen bekommt man aber auch so Durchfahrtsgenehmigungen.

Die Wüste ist allerdings großartig. Die Sanddünen Tunesiens zählen zu den höchsten und spektakulärsten der ganzen Sahara. Der Sand ist extrem fein und man benötigt fahrerisches Können, um Durchquerungen zu meistern.
Im Frühjahr und Herbst gibt es allerdings viele Sandstürme, die einem den Spaß auch ganz schön verderben können.

Im Nordwesten gibt es Berge. Ausläufer des Atlas-Gebirges. Es gibt aber nur wenig Bergzüge, die die 1000 Meter Grenze überschreiten. Schluchten und Pässe, wie in Marokko gibt es so gut wie nicht.
Im Bereich Mitte/Ost des Landes befindet sich Matmata. Das ist allerdings eine Bergkette der Oberklasse. Die Hügel sind so eigenartig gestaltet, dass man sich in ein Märchenland versetzt fühlt.

Der größte Salzsee Afrikas bzw. der Sahara, der Chott El Djerid, liegt in Tunesien. Normalerweise liegt er trocken. Auf einem 45 Kilometer langen Damm kann der See mit dem Auto überquert werden. Es ist auch möglich, um den ganzen See herumzufahren.

Im Osten befindet sich der größte Anteil der Mittelmeerküste mit der Urlaubsinsel Djerba. Landschaftlich gibt es außer Strand und Hotels nicht viel zu sehen. Das Land ist dort flach.
In Tunesien scheint der Begriff Fahrrad unbekannt zu sein. Nicht so auf Djerba. Dort gibt es Fahrräder ohne Ende, wie in Holland.Felix Palmenoase

 

Kultur

Damit haben wir uns wenig beschäftigt. Es gibt viele bunte Märkte. Museen, Theater und Veranstaltungen haben wir so gut wie nicht besucht.
Die Geschichte des Tunesischen bzw. des Punischen Volkes begegnet einem meist in Form von verlassenen Bergdörfern bzw. Ksare, die man überall frei begehen kann.
Mit der Römischen Geschichte wird man überall mit protzigen Bauten, Torbögen, Amphitheatern und dicken Mauern konfrontiert. Es ist nicht zu übersehen, dass sie einmal dieses Land beherrschten.reste Römersiedlung

 

Sprache

In Tunesien wird Arabisch gesprochen. Im tiefen Hinterland gibt es auch Berbersprachen.
Französisch ist die Amtssprache. Doch diese wird nur im Nordosten bzw. in den großen Städten und den Touristengegenden verständlich gesprochen. Im Landesinneren sind eigene Französischkenntnisse kaum hilfreich, denn die Einwohner, inklusive der Garde Nationale oder Militär beherrschen diese Sprache gar nicht, oder ihr gebrochenes Französisch ist kaum zu verstehen.
„Ça va“ und „Ça va bien“ versteht allerdings jeder, auch wenn manch einer gar nicht weiß, was es bedeutet. Hier und da hört man auch mal ein „Alles gut?“

In Touristischen Gegenden gibt es Geld zu verdienen. Dort trifft man auf wundersame Weise plötzlich auf viele Deutsch oder Englischsprechende Führer oder Händler, die einem etwas verkaufen möchten.

 

Einkaufen

Es gibt unzählige kleine Tante-Emma-Läden, in denen man das Nötigste für den Alltag einkaufen kann. Ein Baguette kostet zwischen 8 und 20 Eurocent. In Douz haben wir für 1 Kilo feinstes Putenfleisch 4 Euro bezahlt.

Es gibt eine ganze Reihe von kleinen Supermärkten, wie zum Beispiel Miniprix.

In den größeren Städten gibt es westlich orientierte große Supermärkte, wie wir sie in Deutschland auch kennen. Auch das Sortiment ist ähnlich. Das Preisniveau ist allerdings um einiges höher, als in den kleinen Tante-Emma-Läden. Die beiden Supermarktketten heißen Carrefour (Französisch) und Monoprix (Tunesisch). Lidl-Märkte gibt es in Tunesien nicht.Douz Markt

 

Übernachten / Campen

Hotels etc. haben wir nie aufgesucht, können also nichts darüber berichten.

Wir übernachten fast nur in der freien Natur. Kostenlos. In unserem Fahrzeug. Das ist in Tunesien fast überall erlaubt und meist auch sehr einfach. Man kann sich z.B. auch irgendwo einfach an den Strand stellen.
Es gibt kaum noch betriebene Campingplätze. Seit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch sind fast alle Plätze geschlossen und verfallen. Wir wissen nur von 3 Plätzen, die noch betrieben werden, Sousse, Douz und Ksar Ghilane. Das Camp in Douz wird von einer netten Französin betrieben. Aber auch sie wird das Camp aufgrund ausbleibender Touristen aufgeben. Pro Übernachtung bezahlten wir mit unserem Expeditionsmobil 15 Dinar, das entspricht etwa 6 Euro.Camp in der Sahara

 

Kosten

In Tunesien benötigt man nicht viel Geld. Kraftstoff ist sehr billig. Lebensmittel, Gastronomie und Akkommodation ebenso. Wir haben noch nirgendwo so sparsam gelebt, wie in Tunesien. Wir haben in Douz zwei Hosen umnähen lassen. Gekostet hat das 4 Dinar, was etwa 1,70 Euro entspricht.
Es ist allerdings auch nicht wirklich möglich, viel Geld auszugeben, denn es gibt nicht viel zu kaufen oder zu unternehmen.

Wir sind mit 600 Euro im Monat ausgekommen, Kraftstoff inklusive.

Authors

Julie

Julie

Hinweis
Eingegebene Kommentare sind nicht sofort sichtbar.
Der Trackspatz guckt immer erst mal drauf, ob's sich nicht schon wieder um Werbe-Spam handelt

Kommentareingabe ausblenden

3000 Buchstaben übrig


Trackback URL

 

­