Daten & Fakten Ukraine

Daten & Fakten Ukraine

Zwei Wochen lang haben wir die Ukraine bereist.
Dazu eine Zusammenfassung, wie wir Land und Leute erlebt haben. Pros und Kontras.

 

Erreichbarkeit

In der Ukraine gibt es drei Hauptziele: Kiew, Lemberg - die Stadt im Westen (Lviv) und Odessa. Alle drei Städte sind leicht mit dem Flugzeug zu erreichen. Ziele östlich der Linie Kiew und Odessa sind aufgrund der politischen Lage kaum interessant.

Einheimische reisen meist mit der Bahn oder Bus. Angeblich gibt es gute Verbindungen über Polen nach Deutschland.

Wir fuhren mit unserem Expeditions-Fahrzeug in die Ukraine. Eine 1300 Kilometer lange Fahrt von Frankfurt über Prag und Krakau nach Lemberg. Mautgebühren fallen auf der ganzen Strecke fast keine an. Autobahnen gibt es nicht durchgängig. Der Straßenzustand in der Ukraine ist katastrophal – eine Tortur! Von Lemberg nach Kiew sind es weitere 550 Kilometer auf schlechten Straßen.

 

Visum, Fahrzeug, Einreise

Ein Visum wird nicht benötigt. Bei der Einreise wird ein Stempel in den Reisepass gedrückt, der eine dreimonatige Aufenthaltsdauer erlaubt.

Auch ein Carnet de Passage wird nicht benötigt. Das Fahrzeug wird bei der Einreise elektronisch erfasst. Man sollte das Fahrzeug tunlichst auch wieder ausführen.

Auch die Ukraine ist im Verbund der grünen Versicherungskarte. Man sollte trotzdem prüfen, ob dieses Land auf der grünen Versicherungskarte seiner Versicherung nicht ausgeschlossen (durchkreuzt) ist. Ist dem so, hilft Nachfragen bei der Versicherung vor der Abreise manchmal.

Horrorgeschichten, die immer noch im Internet kursieren, scheinen der Vergangenheit anzugehören. Bei uns dauerte die Ein- und Ausreise mit dem Fahrzeug jeweils etwa 30 Minuten. Bei stärkerem Verkehr kann es allerdings zu Wartezeiten kommen, bis man dran ist. Zwei Stunden sollte man im Schnitt einplanen. Es kann aber auch schon mal 4 Stunden dauern.
Das Grenzpersonal war durchwegs sehr freundlich, tolerant und hilfsbereit.

Passport

 

Kraftstoff und Straßengebühren

Kraftstoff ist sehr billig. Der Liter Diesel kostete im August 2017 zwischen 65 und 75 Eurocent.
Der Schwefelgehalt hält sich in Grenzen und befindet sich im Niveau der Balkanländer. Man kann getrost mit Euro-5 Fahrzeugen durch die Ukraine reisen.
Tankstellen gibt es an jeder Ecke. Das Land scheint hauptsächlich aus Tankstellen (und Kirchen) zu bestehen.

Autobahngebühren fallen nicht an. Eigentlich gibt es überhaupt keine richtige Autobahn. Um eine Vignette muss man sich also nicht kümmern.
Eine Ausnahme gibt es: ist das Fahrzeug als LKW im Fahrzeugschein eingetragen, fällt eine Gebühr (LKW-Maut) an. Wir sind glücklicherweise drum herum gekommen. An der Grenze hat man unser Fahrzeug trotz LKW-Eintragung als Wohnmobil akzeptiert.

 

Mobiles Internet

In der Ukraine gibt es eine ganze Reihe Providern, die mobiles Prepaid-Internet anbieten. Die bekanntesten sind Kyivstar, Vodafone, Lifecell, 3Mob, Lycamobile, Phoenix und Lugacom.

Für die Reise ist eigentlich nur Kyivstar interessant, da sie die beste Abdeckung im Land haben. Die mobile Internet Versorgung in der Ukraine empfanden wir als erheblich besser als in Deutschland.

Die Einrichtung ist unproblematisch. Die Aktivierung erfolgt sofort. Eine Personen-Identifizierung und Freischaltung mit Reisepass etc. wird in der Ukraine nicht durchgeführt.

Eine Simkarte mit 6 Gigabyte Datenvolumen (in 4 Wochen) kostete uns 135 UAH. Das entspricht etwa 4,40 Euro.

 

Politik und Sicherheit

Da wir nur den westlichen Teil der Ukraine, also den Bereich zwischen der polnischen Grenze und Kiew, kennen, können wir auch nur diesen Bereich beschreiben.

Wir empfanden die Ukraine als ziemlich westlich. Man scheint die neue Freiheit seit der Unabhängigkeit nach der Sowjetzeit zu genießen. Zumindest die Menschen, die wir kennen gelernt haben, betrachten die Relikte des Sozialismus sehr geringschätzig. Im Osten der Ukraine mag dies sicher anders sein.
Mit dem Präsidenten Poroschenko ist man nicht sehr zufrieden. Zur Zeit unserer Reise wurde ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet. Korruption.
Im ganzen Land, wie auch In Kiew bekamen wir keinerlei politischen Aktivitäten zu spüren. Das Zentrum von Kiew, der Majdan, sprühte vor Lebendigkeit und Fröhlichkeit.

Wir haben uns zu keiner Zeit unsicher gefühlt. Nie hatten wir Befürchtungen um unser Fahrzeug oder während unseren wilden Übernachtungen darin. Natürlich gibt es in großen Städten Ausnahmen bzw. Gegenden, wie sie in jeder westeuropäischen Stadt auch zu finden sind.
Wir vergleichen gerne mit Spanien: dort haben wir uns erheblich unsicherer gefühlt. In Spanien haben wir immer mit gemischten Gefühlen unser Fahrzeug irgendwo stehen lassen. Nicht so in der Ukraine.

Von Bettelei fühlten wir uns nicht belästigt. Das ist auch nicht anders als in Westeuropa.

Soldaten

 

Menschen

Die Menschen haben einen westlichen Teint. Es gibt viele blonde Menschen. Einen Ukrainer würde ich kaum von einem Westeuropäer unterscheiden können. Einzig: der Modetrend ist etwas ausgefallener, als bei uns. Hot-Pants und extrem hochhackige Schuhe prägen das Straßenbild.

Etwas scheint aus der Sowjetzeit übrig geblieben zu sein: So freundlich die Menschen auch sind, so muffig sind sie, wenn sie sich im Dienst befinden.

Gastfreundschaft ist ein ausgeprägtes Merkmal, wie wir das in Deutschland kaum kennen. Die Menschen sorgen sich im Übermaß um den Gast. Und trotzdem fühlt man sich nicht gefesselt, wie wir das in anderen Ländern erlebt haben.

Immer wieder trifft man Menschen, die noch einen historischen Bezug zu Deutschland haben und diesen auch pflegen. In Kiew gibt es sogar eine große deutsche Kirche. Manchmal wird man von älteren Menschen angesprochen, die noch ein paar Brocken Deutsch können.

Pferdegespann im Fluss

 

Religion

Die Ukraine ist christlich. Im westlichen Teil der Ukraine gibt es Kirchen wie Sand am Meer. Jenseits von Kiew wird es dann etwas dünner. Wenn sich jemand für Kirchen interessiert, kann er sich hier austoben. Eine Kirche ist schöner anzusehen als die andere. Regelrechte Schmuckstücke sind dabei. Viel Wert wird auf Dachkonstruktionen gelegt. Aus der Ferne sehen manche Dächer aus, als wären sie aus reinem Gold.

Auf der ganzen Fahrt durch das Land haben wir keinen einzigen Moslem, eine Moschee oder sonst etwas islamisch Geprägtes entdecken können.

Die meisten Kirchen sind orthodox, verschiedene Variationen. Ganz im Westen dominiert die römisch-katholische Kirche. Doch es gibt auch Protestanten. Im Zentrum von Kiew steht sogar eine Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche mit dem Namen St.Katharina, die recht bekannt wurde. Während des politischen Aufstandes in 2015 gewährte diese Kirche den Kämpfern ungeachtet ihrer Seitenzugehörigkeit Schutz an. Sogar Bundespräsident Gauck würdigte diese Kirche in einem Besuch besonderer Ehre.

Kirche

Kirchendecke

 

Landschaft

Die Ukraine ist flach. Sehr flach. Felder soweit das Auge reicht. Sonnenblumenfelder, Maisfelder, Getreide, und alles wieder von vorne. Sehr schön, aber eintönig.
Es gibt nicht wirklich viel zu sehen. Die Karpaten, das landschaftliche Markenzeichen von Rumänien, verlaufen auch bis in die Ukraine. Darauf ist das Land stolz. Der deutsche Odenwald hat aber weit mehr zu bieten.

Ebenso verhält es sich mit dem Donau-Delta, das auch bis in die Ukraine reicht. Aber auch deshalb fährt keiner in die Ukraine.
Ohne mich wiederholen zu wollen: dies gilt auch für den Bereich des Schwarzen Meeres.
Schade, dass die Krim nicht mehr zur Ukraine zählt. Das wäre wirklich schön gewesen.

Sonnenblumenfeld

 

Kultur

Ich muss zugeben: wir sind Kulturbanausen. So können wir nicht wirklich viel darüber berichten.
Doch wie schon erwähnt: es gibt viele sensationell schöne Kirchen. Im ganzen westlichen Land. Der Reiseführer, den wir besitzen, beschäftigt sich fast nur mit Kirchen. Für einen Kirchenkenner muss dieses Land ein Paradies sein.
In Kiew sieht das alles ganz anders aus. Kiew ist aufregend. Allein diese Stadt lohnt, sich auf den langen Weg durch die Ukraine zu machen. Kiew ist eine bunte, lebendige Stadt. Mit vielen alten, sehr schön anzusehenden Gebäuden. Museen, Parks, Statuen, Schlössern, was das Herz begehrt.
Toll!

Wasserspiele auf dem Majdan

 

Sprache

In der Ukraine wird sowohl Ukrainisch, wie auch Russisch gesprochen. Amtssprache ist eher Ukrainisch. Da herrscht allerdings noch Unstimmigkeit.

In den Städten findet man viele junge Leute, mit denen man sich rudimentär in Englisch unterhalten kann. So ist es normalerweise auch kein Problem, sich die erstandene SIM-Karte im Laden einrichten zu lassen.
Aufgrund des Dranges, sein Leben in West-Europa, insbesondere in Deutschland, aufzubauen, stößt man immer wieder auf junge Leute, die zum Teil hervorragend Deutsch sprechen können. Immer wieder passiert es, dass man auf Deutsch angesprochen wird. Da scheint jeder schon einmal in Stuttgart gewesen zu sein.

Manchmal trifft man auch auf ältere Menschen, die aus vergangenen Zeiten vor den Weltkriegen bzw. aus Familientradition noch ein paar Brocken Deutsch können.

 

Kosten / Einkaufen

In der Ukraine benötigt man nicht viel Geld. Kraftstoff ist billig. Lebensmittel, Gastronomie und Unterbringung ebenso.
Im Großen und Ganzen benötigten wir in der Ukraine etwa halb so viel Geld wie in Deutschland.

Westeuropäische Supermärkte wie Lidl, Spar, Netto oder Carrefour gibt es in der Ukraine nicht. Doch in jeder markanten Stadt befinden sich lokale Supermärkte mit einem angemessenen Angebot. Marken wie Nesquik, Milka und Nutella gibt es dort auch. Es fehlt an nichts.

In den Großstädten befinden sich allerdings Einkaufszentren, mit denen sich westeuropäische Zentren erst einmal messen müssen. In Lemberg statteten wir dem Einkaufszentrum „Forum“ einen Besuch ab. Allein in der Fischabteilung benötigt man schon fast einen Atlas. Die Preise dort sind aber auch bei denen in Deutschland angesiedelt. Den einfachen Ukrainer findet man da nicht als Kunden. Voll ist es trotzdem. Die Einkommensschere ist weit offen.

Hier und da im Lande gibt es auch Großhändlermärkte, die an Fegro oder Metro erinnern. Diese Märkte sind auch für den normalen Bürger zugänglich. Das sind Hallen, in denen man ein Schiff bauen könnte.

Einkauf im Forum

 

Unterkunft / Wild Camping

Hotels haben wir nicht besucht, denn wir übernachten immer in unserem Reisemobil.
Campingplätze gibt es praktisch keine. So gibt es auch keinerlei Gesetze oder Vorschriften betreffs wilden Campierens. Allerdings ist es in den vielen Feldern nicht immer einfach, ein geeignetes Plätzchen zu finden. Die Feldwege sind staubig und im Regen unbefahrbar.

Wir haben uns aber zu jederzeit sicher gefühlt. Belästigungen gab es keinerlei.

Campieren im Sonnenblumenfeld