Knapp zwei Wochen lang sind wir durch Finnland kutschiert. Den Reisebericht dazu kann man >hier< lesen.
Als Ergänzung ein paar Daten, wie wir Land und Leute erlebt haben. Pros und Kontras.
Erreichbarkeit
Die meisten Fahrzeuge mit einem ausländischen Kennzeichen tragen ein D-Schild. Und zwar wirklich mit Abstand die meisten. Und die meisten Reisenden verbinden Finnland auch mit einer Reise nach Norwegen. Wenn man schon mal so weit in den Norden gefahren ist...
Mit dem Flugzeug ist Helsinki eigentlich aus allen Deutschen Flughäfen zu erreichen. Helsinki ist die Stadt, von der alles ausgeht und in der sich alles trifft. Es ist populär, sich in Helsinki ein Fahrzeug zu mieten und einer Rundreise durch die Finnische Seenplatte zu unternehmen.
Die schnellste Route mit dem Fahrzeug ist sicher die Strecke durchs Baltikum nach Tallin und von dort mit der Fähre nach Helsinki. Möchte man direkt in den Norden von Finnland fahren, ist die Strecke über Schweden bei weitem schneller - sie ist kürzer und man fährt auf ausgebauten Straßen. Möchte man auf die Besichtigung von Schweden und dem Baltikum verzichten, ist die Fahrt mit einer Fähre über die Ostsee immer die effektivste Option. Mit der Fähre nutzt man in der Regel die Strecke zwischen Travemünde und Helsinki.
Wir fuhren mit unserem Expeditions-Fahrzeug über Polen, Litauen, Lettland und Estland in dessen Haupstadt Tallin und von dort mit der Fähre weiter nach Helsinki. Unser Ziel war schlussendlich ja doch das Nordkap in Norwegen. So führte uns der Rückweg schon fast automatisch über die Norwegische Küste zurück ins Heimatland.
Grenzen, Einreise
Finnland ist Teil der EU und es gilt das Schengener Abkommen. Grenzkontrollen finden bzw. fanden nicht statt. Momentan auch nicht aufgrund Corona. Die Grenzen zu Russland waren, wie im Baltikum, alle geschlossen. Wegen Corona.
Kraftstoff und Verkehr
Im Juli 2020 kostete ein Liter Diesel in Deutschland etwas über einen Euro. In Finnland 20-30 Cent mehr. So ist es ratsam, vor der Einreise nach Finnland die Tanks bis zum Stehkragen zu füllen. Gefüllte Reservekanister sind allerdings nicht erlaubt. Die Preise an den Tankstellen variieren stark. Das Ausuchen von billigen Tankstellen lohnt sich. Bezahlt wird mit Kreditkarte. Viele Tankstellen sind daher erst gar nicht besetzt.
Der Finne schaukelt sein Gefährt recht moderat über die Straßen. Räikkönens und Häkkinens sucht man vergeblich. Die Straßen sind in recht gutem Zustand. Viele abgelegene Nebenstraßen sind geschottert, aber meist gut befahrbar.
Blitzer gibt es sehr viele und es herrscht Ganzjahres-Lichtpflicht, also Vorsicht. Die Strafen sind deftig. Alle Straßen sind mautfrei. Wir wurden jedenfalls nirgends zur Kasse gebeten.
In Finnland gilt, wie überall bei Rechtsverkehr, die Rechts-vor-Links Regel. Aber das sehr rigoros. Auch auf den breitesten Straßen vermisst man oft die üblichen Vorfahrtsschilder und wird von plötzlich auftauchenden Fahrzeugen aus irgendeiner Seitenritze überrascht.
Obwohl der Verkehr in Helsinki eher dünn ist, gibt es unzählige E-Bikes. Oder gerade deshalb? Natürlich bezahlt man die Leihgebühr kontaktlos per Apple-Pay oder dergleichen.
Wird das Rad am Ziel nicht mehr benötigt, lässt man es einfach irgendwo sichtbar stehen und der nächste Nutzer kümmert sich drum.
Mobiles Internet
Solch ein Internet haben wir noch nirgends auf dem Globus erlebt. Das ganze Land ist auffällig gespickt mit Handymasten. Auffällig auch deshalb, weil die Masten um das mehrfache höher sind als in Deutschland. Egal, wo wir uns befanden, überall 4G und LTE-Empfang. Und das meist mit voller Feldstärke.
Und die Kosten? Man geht einfach in einen Zeitungsladen namens R-Kiosk, kauft eine SIM-Karte für knapp 20 Euro, steckt sie ohne weitere Aktivierung ins iPhone und surft los. Unlimited. Wirklich ohne Begrenzung. Einen Monat lang. Man benötigt beim Kauf auch keinen Ausweis, nichts.
Finnland ist eben ein HiTec Kommunikationsland.
Es gibt 3 oder 4 große Telekomanbieter. Wir nutzten elisa. Dies ist angeblich der größte Anbieter mit der besten Abdeckung im Land.
Solch ein Paket kauft man in einem Kiosk wie eine Tafel Schokolade. Technische und Organisatorische Dokumantationen und Beschriftungen sind in Finnland gründsätzlich zweisprachig.
Menschen, Kultur und Religion
Es ist schwierig in Zeiten von Corona etwas über die Kultur eines Landes zu schreiben. Wir haben die „Kultur“ weitgehend vermieden. Der Finne ist freundlich, hat immer ein Lächeln im Gesicht und hat so seinen eigenen Humor. Geschichten, die man über den Rennfahrer Häkkinen schreibt, scheinen wohl universell auf den Finnen zuzutreffen. Im Norden leben die etwas reservierteren Lappen und die Samen. Die Lappen sind abgehärtet, sagt man. Das wurde schon in vielen verschiedenen Geschichten, wie >diese< hier, verewigt.
Ein einziges Museum haben wir besucht, siehe >Bericht<. Wenn dieses Erlebnis als Beispiel für den Menschenschlag der Finnen steht, dann viel Spaß!
Finnland ist evangelisch-lutherisch. Zu 75%. Der Rest ist atheistisch. Was doch auffällig ist, ist der Anteil der schleiertragenden Frauen. Vor Jahren hat einmal ein ehemaliger uns bekannter Mitarbeiter der CIA in einem Gespräch erwähnt, dass Finnland durch den Islam untergraben wird. Das ist tatsächlich sichtbar.
Die Katholische und die Orthodoxe Kirche ist praktisch nicht existent.
Die Uspenski Kathdrale in Helsinki. Eine der ganz wenigen Orthodoxen Kirchen in Finnland stammt noch aus der russischen Herrschaft über Finnland.
Sprache
Finnisch kann man nicht verstehen. Gar nicht. Unmöglich. Man kann auch wirklich gar nichts ableiten. Das macht aber nichts. Fast jeder Finne spricht auch auffallend gutes Englisch. Sogar in abgelegenen Dörfern. Bezeichnungen, Broschüren und Schilder sind vielfacht auch in Englisch abgefasst. Und in Helsinki wurden wir sogar des Öfteren auf Deutsch angesprochen.
Auch die Schwedische Sprache ist verbreitet, gilt sie überraschenderweise sogar als zweite Amtssprache. Im Norden wird bei den Völkern der Lappen auch Sämisch gesprochen.
Landschaft
Finnland ist noch flacher als das Baltikum. Irgendeine Erhebung haben wir gar nicht gesehen. Und wenn es welche gegeben haben sollte, haben wir sie vor lauter Bäume nicht sehen können. Denn Bäume gibt es wirklich viele. Zwei Arten: Birken und Kiefern. Manchmal auch Kiefern und Birken. Kein Wunder, gibt es fast nur Häuser aus Holz. Bunt bemalt. Hauptsächlich in rot und blau. Auffällig.
Schaut man auf eine Landkarte, bekommt man den Eindruck, in Finnland gibt es mehr Gewässer als Land. Auf der Fahrt durch diese Landschaft, bekommt man davon allerdings nicht viel mit. Der Grund sind die Bäume. Die versperren die Sicht. Die Straßen führen selten an den Ufern entlang. Vielleicht gibt es auch gar keine Wälder in Finnland. Wir haben keine gesehen… zu viele Bäume davor.
Spannend sind die vielen Sträßchen und Brücken, die die Inseln der Inselwelt in der Seenlandschaft verbinden. Die Brücken vermitteln dann doch einen guten Eindruck der Ausmaße dieser Landschaft. Man findet auch immer irgendwo ein nettes Plätzchen zum Übernachten.
Vor Mücken hatten wir Angst. Horrorstories wurden uns im Vorfeld erzählt. Vor unserer Abfahrt haben wir noch jede Stelle des Dachzeltes, wo Mücken vielleicht ein Schlupfloch finden könnten, penibel abgeklebt. Und was war? Keine Mücken. Also… fast keine. Nicht mehr als sonst auf unseren Reisen auch.
In Finnland sieht man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht...
Geld, Kosten und Einkaufen
Auch Finnland ist Mitglied des Euroverbundes. Allerdings wird auch hier, wie schon im Baltikum, Bargeld kaum noch genutzt. Finnisches Ziel ist, in naher Zukunft das Bargeld komplett abzuschaffen. 1 und 2 Cent Stücke gibt es schon lange nicht mehr, es wird auf 5 Cent auf oder abgerundet. Auch beim bargeldlosen Verkehr.
Es ist schon fast peinlich, statt iPhone den Geldbeutel beim Bezahlen zu zücken. Auch Beträge von 50 Cent und weniger bezahlt man hier bargeldlos. Einfach alles.
Und aufgrund Corona geschieht dies fast ausschließlich kontaktlos, z.B. durch Apple-Pay.
Kraftstoff ist teuer, das erwähnten wir bereits. Lebensmittelpreise sind etwa 25% höher als in Mitteleuropa. Ein Bier kostet das 4-fache. Irgendwie ist in Finnland alles teurer als in Deutschland. Obst und Gemüse kosten ein Vermögen, außer Blaubeeren, Brombeeren und zum Teil Himbeeren. Blaubeeren wachsen in Finnland überall. Die Blaubeer-Marmeladentöpfe und Blaubeer-Joghurts sind eigentlich eher in Eimern abgefüllt. Also, Blaubeeren essen bis zum Umfallen.
Es gibt Lidl. Echt. Überall. Nach der heftigen Durststrecke im Baltikum verfallen wir wieder in die alten Gewohnheiten.
Tante-Emma-Läden gibt in Finnland es so gut wie nicht. Supermärkte befinden sich in der Regel in größeren Einkaufzentren. Die größte Supermarktkette ist S-Market. Dann folgen K-Market und Lidl. Das Angebot entspricht dem uns bekannten in Deutschland. Große Märkte sind auch Sonntags geöffnet.
Finnland ist ein Brotland. Roggen- und Knäckebrotland. Dunkles Roggenbrot gibt es in allen Variationen. Vielleicht sind sogar die Kartoffelchips aus Roggen. Die Finnen mögen auch Lakritze. Irgendwie scheint hier alles aus Roggen und Lakritze zu bestehen.
Auch wenn Finnland kein Billigland ist, sind die Einkaufsmöglichkeiten ausladend. Einkaufsafaris unterscheiden sind kaum von Deutschland.
Wetter, Saison
Die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und im Winter sind enorm. Im Winter können leicht -40° Grad unterschritten werden und im Sommer ist es nicht ungewöhnlich, nördlich des Polarkreises, also in der Arktis, am Thermometer 30° Grad und mehr abzulesen.
Hochsaison ist von Mitte Juni bis Ende Juli. Ab Mitte August schließen die ersten Touristenattraktionen bereits, sowie Campingplätze, Gasthäuser und Museen.
Am 21. Juni, am Tag der Sonnenwende strömen ganze Heerscharen nach Rovaniemi. An diesem Tag geht in dieser Stadt die Sonne nicht unter und alle bestaunen die Mitternachtssonne. Anfang August konnten wir die Mitternachtssonne leider nicht mehr genießen. Allerdings wurde es nachts auch nicht dunkel. Nachts um 1 Uhr hatten wir noch das Gefühl, als sei die Sonne gerade erst vor ein paar Minuten unter gegangen.
Wohnmobile gibt es wie Sand am Meer. Nicht von ausländischen Touristen, sondern von den Einheimischen. Angeblich ist es sehr populär, gebrauchte Wohnmobile aus Westeuropa zu kaufen. Für Neuwagen reicht der Füllstand im Geldbeutel meist nicht aus, was die Finnen aber nicht hindert, autarke Möglichkeiten in ihrem Lande auszukosten. Der Finne liebt sein Land.
Zu erwähnen bleibt: in Finnland gehen die Uhren eine Stunde vor.
Bei 27° auf dem 69.sten Breitengrad, also bereits tief in der Arktis oben, kann man im Hochsommer draußen Kaffee trinken, wie in Afrika.
Unterkunft / Wildes Camping
Finnland ist weitläufig. Man findet praktisch überall ein Plätzchen zum Übernachten. Auf der finnischen Seenplatte sollte man allerdings Acht geben, wo man von einer befestigten Straße abbiegt. Da kann es schnell passieren, dass man auf sumpfigem Boden versinkt.
In Finnland gilt das Jedermannsrecht Skandinaviens. Die Bevölkerung toleriert das Freistehen und nutzt dies auch selbst recht intensiv. Wir hatten nie irgendwelche Probleme.
Das Jedermannsrecht bedeutet allerdings nicht, dass ich einfach überall campieren darf. Das Campieren in Nationalparks ist streng verboten. Es ist auch nicht erlaubt, einfach irgendwo mit einem Allrad auf eine Wiese zu fahren, um sich dort einzurichten. In Finnland ist man sehr auf die Erhaltung der Natur bedacht. Man sollte sich Plätze und Wege suchen, die auch sichtlich genutzt werden.
Allerdings kann es auch passieren, dass man Besuch von Rentieren oder gar Bären bekommt.
Beispiel eines Übernachtungsplatzes in Finnland - hier bekommt man keinerlei Probleme.
Zum Reisebericht durch Finnland gelangt man über diesen Link: >Reisebericht Finnland<
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Der Trackspatz guckt immer erst mal drauf, ob's sich nicht schon wieder um Werbe-Spam handelt