Trackspatz auf Weltreise

Ukraine - Katastrophenstraßen

Ukraine - Katastrophenstraßen

Schlechte Straßen und bezaubernde Kirchen

Und schon werden wir mit einer anderen ukrainischen Realität konfrontiert, die sich leider nicht als Gerücht herausstellt: Der Straßenzustand ist erbärmlich. Das sagt man auch von nordafrikanischen Straßen wie auch von albanischen wie polnischen. Aber das erlaubt keinen Vergleich zu dem, was wir hier vorfinden: Selbst auf Überlandstraßen erwarten einen Löcher im Asphalt, in denen halbe Autos verschwinden können. Über die gesamte Straßenbreite, und das Kilometer um Kilometer. Schritttempo und elendes Slalomfahren sind angesagt. Lediglich einige großen Überlandstraßen sind gut befahrbar. Aber keineswegs alle. Selbst sogenannte „Europastraßen“ entsprechen oft allenfalls dem Standard mitteleuropäischer Feldwege. Es ist immer wieder beeindruckend zu beobachten, wie sich 40-Tonnen-Lastzüge bei Tempo 70 verwinden. Da wird einem angst und bange – dem Fahrer hoffentlich auch. Auf den Nebenstrecken fahren auch die höchstens Schritttempo, und auch da haut es einem sämtliche Plomben aus den Zähnen.

Kirche in der Ukraine

Kirche Ukraine innen

Wir sind gerade mal etwa eine halbe Stunde so dahingezockelt, als wir in einem Dorf eine orthodoxe Kirche entdecken, deren Kuppeln geradezu schreiend golden im Sonnenschein funkeln. Beeindruckend und fast unwirklich. Da ahnen wir noch nicht, dass diese Pracht ostukrainischer Standard ist, der von vielen Kirchen ums mehrfache übertroffen wird. Wir fahren näher, um ein paar Fotos zu machen, als direkt neben der Kirche ein Mann im edlen Feinrippunterhemd uns näher heranwinkt. Wir fahren zu ihm hin, und er lädt uns ein, die Kirche zu besichtigen. Wir erklären, dass wir Baptisten sind. Findet er toll. Dafür reichen unsere Sprachfähigkeiten noch. Leider spricht er ausschließlich ukrainisch – und wir kein einziges Wort davon. Schnell ist der Schlüssel geholt, und wir dürfen (trotz anstößig kurzen Kleidchens und ebenso anstößig kurzer Hose) die wunderschöne Kirche bestaunen. Der Mann zückt sein Handy und ruft irgendjemanden an. Telefonverbindung gibt es nur direkt an der Kirchentür. Nach einer Weile reicht er sein Handy an Julie, und am anderen Ende der Leitung befindet sich der Schwager des guten Mannes. Er spricht vorzüglich deutsch. Und er gibt einige Erläuterungen zur Kirche und zu dem Mann im Feinripp: Es ist der Pastor. Und der Schwager am Telefon lebt nicht um die Ecke, sondern in Erlangen. Also hat der Pastor unseretwegen in Deutschland angerufen, um für uns quasi dolmetschen zu lassen. Das Gespräch geht schon lang, und dazu muss man wissen, dass Mobilgespräche von der Ukraine nach Deutschland richtig schweineteuer sind! Wir bekommen noch gesagt, dass wir gern auf dem Kirchengrundstück übernachten können. Von einem freien campen entlang der Hauptstraßen nach Lemberg wird uns abgeraten. In jener Gegend gibt es wohl doch arg viele zwielichtige Gestalten. Sagt man uns. Wir fahren trotzdem weiter. Der Tag ist noch jung, und ein wenig fürchten wir, ehrlich gesagt, auch eine ausufernde Gastfreundschaft. Das kennen wir auch schon aus anderen Ländern. Der Pastor besteht darauf, uns für den Fall, dass wir mal Hilfe brauchen, seine Telefonnummer zu geben. Und natürlich auch die seines Schwagers in Erlangen. Dazu kniet er in Ermangelung eines Tisches vor uns auf dem Boden der Kirche und schreibt alles auf einen Zettel. Ein seltsames Bild.

Nach einer herzlichen Verabschiedung stürzen wir uns wieder in und über die Schlaglöcher.

Was für ein wunderbares Erlebnis in einem völlig unbekannten Land – und dabei sind wir erst eine halbe Stunde darinnen!

Kirchentuer

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Zausel

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Der Trackspatz guckt immer erst mal drauf, ob's sich nicht schon wieder um Werbe-Spam handelt

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